Lymphdrainage
Komplexe Entstauungstherapien
Das lymphatische System
Das lymphatische System ist ein Teil des Abwehrsystems gegen Krankheitserreger, Fremdpartikel und krankhaft veränderte Köperbestandteile.
Lymphatische Organe
‒ Milz
‒ Thymus
‒ Mandeln
‒ Lymphknoten
‒ Lymphfollikel
Das Lymphgefässsystem hat neben der Funktion im Abwehrsystem auch eine Bedeutung im Flüssigkeitstransport und steht in enger Beziehung zum Blutkreislauf.
Das Lymphödem
Das Lymphödem ist eine auffällige, tastbare Flüssigkeitsansammlung im Zwischenzellraum im Lymphdrainagesystem als Folge einer Schädigung der Lymphgefässe.
Das Lymphödem kann angeboren sein (nicht angelegte Lymphkapillaren oder Lymphknoten) oder sekundär entstanden sein, z. B. nach Operationen mit Entnahme von Lymphknoten oder einer Lymphstammdurchtrennung sowie nach Bestrahlung bösartiger Tumoren. Unbehandelt ist das Lymphödem meist fortschreitend und chronisch.
Stadium 0
Unterschwelliges Ödem ohne Symptome
Stadium 1
Ödem mit wenigen kleinen, teigigen Gewebeveränderungen („Dellen“), kann durch Beinhochlagerung rückgängig gemacht werden.
Stadium 2
Zunehmende Gewebeveränderung mit Verhärtung von Fett- und Bindegewebe, kann spontan nicht rückgängig gemacht werden.
Stadium 3
Harte, unförmige Schwellung mit Bewegungseinschränkung der Gelenke („Elephantiasis“). Neigung zu Bläschenbildung, Hautentzündung (Ekzem) und schlecht heilenden Wunden.
Therapien und Behandlungen des Lymphödems
Die Behandlung des Lymphödems ist vielschichtig, aufwändig und sollte von einer Fachperson geplant und durchgeführt werden.
Angestrebt werden Schmerzlinderung, Verbesserung des Lymphabflusses, der Gelenkbeweglichkeit, Aktivierung des ganzen Lymphsystems, Verminderung der Verhärtung, falls vorhanden, sowie Verhinderung der Reödematisierung.
Ein ausführliches Gespräch mit Anamnese gibt Aufschluss über die Ziele der Behandlung. Besonders wichtig ist auch die aktive Mitarbeit des Patienten rund um die Hautpflege, das Anlernen bestimmter Lymphdrainagegriffe und das Anziehen der Kompressionsstrümpfe sowie das Durchführen der Bewegungs- und Atemübungen.
Manuelle Lymphdrainage ‒ Komplexe Physikalische Entstauungstherapie
Mit Beginn des Stadiums 1 bei einem Lymphödem ist die Therapie der Wahl die „Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE)“. Die KPE besteht aus folgenden vier Säulen:
Entstauungsphase (Phase I):
3–5 Mal pro Woche manuelle Lymphdrainage, Hautpflege sowie
ein lymphologischer Kompressionsverband, der möglichst
22 Stunden getragen werden sollte. Eine Anleitung zur aktiven Bewegung in der Kompression wird mitgegeben.
Nach erfolgreicher Entstauung (ca. 2–4 Wochen) geht es direkt in die
Erhaltungs- bzw. Optimierungsphase (Phase II):
Manuelle Lymphdrainage nach Befund, Kompression mittels
massgefertigter Flachstrickbestrumpfung.
Indikationen mit Ödem
- Primäres Lymphödem
- Armlymphödem nach Lymphknotenentfernung
- Beinlymphödeme nach Unterleibsoperationen
- Genitalödem nach Lymphknotenentfernung
- Ödeme nach Verstauchungen, Knochenbrüchen, Hämatomen
- Ödeme nach Operationen und Narbenbehandlungen
- Lipödem
- Chronische Venöse Insuffizienz (CVI)
- Wunden
- Schwangerschaftsödem
Indikationen ohne Ödem
- Sudeckʼsche Dystrophie
- Rheumatische Erkrankungen
- Nervenschmerzen
- Schleudertrauma
- Migräne
- Zustand nach Apoplexie
- Multiple Sklerose
- Chronische oder rezidivierende Infekte
- Nach Zahnextraktion, allg. Zahnheilkunde
- Chronische Hautprobleme
- Burn-out-Syndrom
- Depressionen oder psychische Verstimmungen
- Während Fastenkuren
- Palliative Pflege
Die manuelle Lymphdrainage ist eine angenehme, sanfte, rhythmische und schmerzlose Massagetechnik. Diese körperliche Berührung der manuellen Lymphdrainage berührt auch das Innerste. Das Hormon Oxytocin wird ins Blut ausgeschüttet.
Die Oxytocin-Freigabe wird durch Wärme und achtsame Berührungen mit rhythmischen Reizen auf der Haut ausgelöst. Die Wirkung sind Angstverminderung, Schmerzlinderung, Senkung der Cortisolwerte, Stressabbau, Erhöhung des Vertrauens, Förderung des sozialen Kontakts, grössere Empathie, Förderung von Liebe, Ruhe und innerer Zufriedenheit.
